Regie: Don Hall, Carlos López Estrada, Paul Briggs
Genre: Animation, Abenteuer
Erscheinungsjahr: 2021
Wir befinden uns im fiktiven Land Kumandra. Bis vor 500 Jahren haben Drachen dafür gesorgt, dass es der Menschheit gut geht, sie haben mit ihrer Magie für Regen gesorgt, sodass es genug zu essen gab und haben das Land zu großem Wohlstand geführt. Mit diesem Wohlstand war es dann aber schlagartig vorbei, als eine finstere Macht aufgetaucht ist, die Druun. Sie haben alle Lebewesen, die mit Ihnen in Berührung gekommen sind, zu Stein verwandelt, sowohl Menschen als auch Drachen. Die letzten fünf Drachen, haben in Ihrer Verzweiflung ihre Kräfte in einem magischen Juwel gebündelt, um die Druun zu bannen. Der Plan hat funktioniert, die Druun waren verschwunden, mit Ihnen aber auch die Drachen. Das einzige was von Ihnen übrig war, war das Juwel. Jeder wollte dieses Juwel für sich haben, und das einstige Land Kumandra hat sich in fünf Länder aufgeteilt, von denen sich jedes Wohlstand durch den besitz des magischen Artefakts versprach.
Nun 500 Jahre später liegt das Juwel in „Herz“, einem der fünf Länder, des ehemaligen Reiches Kumandra. „Herz“ ist eine blühende Oase, inmitten von Wüsten und kargen Landstrichen, was die anderen Reiche natürlich dem blauen Juwel zuschreiben, und so kam es in den letzten Jahrhunderten immer wieder zu Konflikten. In „Herz“ lebt Raya (Kelly Marie Tran), sie gehört zu den Beschützerinnen des Juwels, genau wie Ihr Vater, dem Herrscher von Herz. Ihr Vater träumt davon Kumandra wieder zu vereinen und lädt deshalb die Herrscher*innen aller Reiche ein. Leider kommt es anders als er sich erhofft hat, die anderen Reiche versuchen das Juwel in Ihren Besitz zu bringen. Bei einem Kampf wird das Juwel zerstört und zerbricht in fünf Teile. Dies erweckt die „Druun“ wieder zum Leben und in den nächsten fünf Jahren werden fast alle Bewohner Kumandras in Stein verwandelt. Raya macht sich in dieser Zeit auf, um Sisu zu finden. In den Legenden wird berichtet, dass nicht alle Drachen versteinert wurden, sondern es noch einen letzten Drachen gibt. Mit der Hilfe dieses Drachen, erhofft sich Raya, die Welt von den Druun befreien zu können, und den Traum Ihres Vaters zu verwirklichen.
So beginnt eine Reise, in der Raya die fünf Reiche durchstreift und, viele verschiedene Begleiter trifft und diverse Abenteuer erlebt.
„Raya und der letzte Drache“ ist das neuste Projekt von den „Walt Disney Animation Studios“ (nicht zu wechseln mit Pixar). Dieses Studio hat uns in den letzten Jahren Filme wie „Baymax“ oder „Ralph reichts“ produziert, ist aber auch dafür zuständig uns mit neuen und auch zeitgemäßen Disney-Prinzessinen zu versorgen. So gab es 2010 eine Neuauflage von „Rapunzel“, aber auch neue Prinzessinen, wie „Vaiana“ und natürlich Elsa aus „Frozen“. Alles unabhängige Frauen, die nicht von einem Retter in strahlender Rüstung gerettet werden müssen, sondern selbst Heldinnen sind. Dieser Trend setzt sich auch bei Raya fort: Sie ist eine Kämpferin, tritt dem Schwert Ihres Vaters gegen ihre Gegner an und geht ihren eigenen Weg. Wo wir in den anderen Filmen, wie „Frozen“, „Vaiana“, oder „Rapunzel“ immer noch sehr prägnante männliche Sidekicks haben, verzichtet dieser Film auf solche Figuren. Zwar hat auch Raya einige Begleiter auf Ihrer Reise, da gibt es einen kleinen Jungen mit einem Boot, einen großen Krieger-Typen, aus irgendeinem Grund ein Baby mit drei Affen, aber niemand nimmt eine so zentrale Rolle ein wie Raya. Ein sehr schöner Trend, dass Disney Ihren jungen Zuschauer*innen zeigt, dass du eine Heldin sein kannst und dazu niemand anderen brauchst.
Eine weitere sehr positive Entwicklung, ist die Besetzung, die Disney für die Synchronisierung von „Raya und der letzte Drache“ gewählt hat. Disney hat auf die vielen Shitstorms der letzten Jahre reagiert und einen Cast von fast ausschließlich Amerikaner*innen, mit asiatischen Wurzeln gewählt (Kelly Marie Tran, Awkwafina, Izaac Wang, Gemma Chan usw). Das kann man Disney auf der einen Seite positiv auslegen, auf der anderen Seite muss man dann aber auch erwähnen, dass Disney kein Konzern ist, der dafür bekannt ist, extrem humanistisch zu sein, sondern an erster Stelle immer Wachstum und Umsatz stehen. Da ergibt es wirtschaftlich großen Sinn, den riesigen chinesischen Kinomarkt anzusprechen, mit einer Geschichte, die sich an Elementen der asiatischen Folklore bedient, zumal das in diesem Jahr bereits der zweite Film ist, mit dem Disney auf den asiatischen Markt abzielt. Bereits mit der Live Action Verfilmung von „Mulan“ wollte man sich an China anbiedern, und hat dafür auch in Kauf genommen, dass die Hauptdarstellerin, sich mit der chinesischen Polizei solidarisiert, oder hat sich selbst im Abspann bei der Region Xinjiang bedankt, wo schon seit Jahren die Uiguren in Umerziehungslagern der chinesischen Regierung festgehalten werden.
Der Film selbst ist sehr unterhaltsam geworden, man merkt allerdings, dass die Zielgruppe eher jüngere Zuschauer*innen sind und man als Erwachsene*r, eher wenig aus dem Film rausziehen kann. Wo Pixar auch älteren Zuschauer*innen eine zweite und dritte Ebene liefert, beschränkt sich „Raya und der letzte Drache“ sehr auf die eigene Geschichte und bietet nicht mehr als das. Allerdings reicht das vollkommen, um einen wirklich netten Film zu bekommen. Besonders die Figur Raya, ist eine sehr schön geschriebene Figur. Sie ist zwar eine Heldin, mit den noblen Bewegründen, ist aber nicht makellos. Sie ist impulsiv, ein Kontrollfreak und hat ein großes Problem damit anderen zu vertrauen. Gerade das macht sie zu einer sehr interessanten Figur, die den jüngeren Fans zeigt, dass niemand perfekt ist und jede*r ganz eigene Probleme hat. Leider gibt es in dem restlichen Film wenig andere Figuren, die wirklich interessant sind. Alle Begleiter*innen von Raya, bleiben im Gegensatz zu ihr eher blass und dienen eigentlich nur dazu billige Lacher zu bekommen, oder vermutlich, um Merchandise zu verkaufen.
Auch die Welt, die durch die verschiedenen Fraktionen sehr interessant sein könnte, wird nur an der Oberfläche angekratzt. Jedes der fünf Völker, bringt ganz besondere Eigenheiten mit, leider wird hier auch nicht in die Tiefe gegangen, und jede Figur, die aus einer entsprechenden Region kommt, entspricht zu hundert Prozent dem Klischee, dass Raya von Ihnen hat, vielleicht hätte man sich hier nochmal überlegen sollen, ob das wirklich noch angebracht ist, Menschen auf Ihre Herkunft zu reduzieren.
Teilweise wirkt die Handlung als wäre sie aus älteren beliebten Cartoons und Animes zusammengeklaut. Wir haben die verschiedenen Völker, die Ihre Eigenheiten haben, wie bei „Avatar“ (also die Cartoon Serie, nicht der Film von James Cameron). Genau wie bei der Serie, haben die verschiedenen Völker bei „Raya und der letzte Drache“ sogar spezifische Tiere, auf denen Sie reiten. Eine weitere große Parallele besteht zu „Dragon Ball“. Das Juwel, ist im Prinzip ein leuchtender Ball, der von Drachen erschaffen wurde und Raya zieht durch das Land, um die Stücke einzusammeln, damit sich Ihr Wunsch einer besseren Welt erfüllt.
Wenn man „Walt Disney Animation Studios“ aber eins zugestehen muss, dann ist es, dass sie wirklich etwas von CGI verstehen. Die Welt ist atemberaubend schön. Mittlerweile sieht man kaum noch einen unterschied, ob es sich jetzt um einen echten Fluss, oder Wald handelt, oder ob die Areale am Computer entstanden sind. Dinge wie Wasser, oder Haare, bei denen man früher ganz klar erkennen konnte, ob sie echt sind, sind in Disney-Filmen nicht mehr von der Realität zu unterscheiden. Sowieso schaffen Sie es eine Welt zu kreieren, die lebendig wirkt. Überall passieren Kleinigkeiten, Käfer krabbeln durch das Bild, Wasser fließt, der Wind bewegt Blätter. Alleine für diese schöne Welt lohnt sich der Blick.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich meinen Spaß mit „Raya und der letzte Drache“ hatte. Der Film eignet sich besonders dafür ihn entweder mit Kindern zu schauen oder wenn man als Erwachsene*r, einen unterhaltsamen Film sehen möchte, bei dem man nicht so viel nachdenken möchte. Oben habe ich den Film zwar sehr kritisiert, das kommt aber daher, dass sich durch die Filme von Pixar einen sehr hohen Anspruch an andere Animationsfilme von Disney habe. Auf „Raya“ habe ich mich sehr gefreut, leider hat der Film in meinen Augen sehr viel Potential liegen lassen. Ich hätte gerne noch mehr von der Welt gesehen, oder die Figuren besser kennen gelernt. Das Ganze fühlt sich allgemein so an, als würde Disney hier noch einiges offenlassen, um weitere Serien oder Filme zu produzieren, wenn es das Ziel ist, besonders viel Geld aus einer Marke herauszuholen, leidet meistens der Film darunter, das hat Disney in den letzten Jahren bereits mehrfach bewiesen.
Wer jetzt abgeschreckt ist, und trotzdem einen schönen Animationsfilm sehen möchte, dem kann ich „Die Mitchells gegen die Maschinen“ auf Netflix empfehlen, alle anderen werden auch mit „Raya und der letzte Drache“ eine gute Zeit haben.
[Bild- und Videorechte liegen bei der Walt Disney Company]
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