Regie: Todd Strauss-Schulson
Genre: Horror, Comedy
Erscheinungsjahr: 2015
Max (Taissa Farmiga) ist die Tochter einer ehemaligen Schauspielerin. Ihre Mutter Amanda (Malin Åkerman) hat in ihrer Jugend im Horror-Film „Camp Bloodbath“ eine der Hauptrollen gespielt, konnte seitdem aber keine neuen Rollen mehr landen. Als Max und ihre Mutter von einem Casting zurückfahren, geraten sie in einen Autounfall und Max bleibt als Waise zurück. Es vergehen ein paar Jahre, in denen Max lernt mit ihrer Trauer umzugehen, bis sie sich dazu bereit erklärt mit ein paar Freunden ins Kino zu gehen, um gemeinsam mit einer riesigen Fangemeinde, beide Teile von „Camp Bloodbath“ zu schauen. Während der Vorstellung bricht ein Feuer im Kino aus, so ergreifen Max und ihre Freunde die Flucht. Da sich hinter der Leinwand ein Notausgang befindet, schnappt sich Max eine Machete, von einem Fan, der im Kostüm des Killers ins Kino gekommen ist und zerschneidet die Leinwand. In der Hoffnung vor der Gefahr fliehen zu können, geraten die Fünf in eine wesentlich bedrohlichere Situation. Sie sind plötzlich in „Camp Bloodbath“ und müssen es jetzt mit einem brutalen Mörder aufnehmen.
„The Final Girls“ von Regisseur Todd Strauss-Schulson ist eine echte Überraschung. Was auf den ersten Blick wie eine nette kleine Horror-Komödie anmutet, entwickelt sich zu einer verblüffend cleveren Hommage. Dabei konzentriert sich der Film auf die wichtigen Dinge und verliert sich nicht in unwichtigen Nebenhandlungen. Alle Figuren haben dasselbe Ziel, sie wollen diese schicksalshafte Nacht überleben. Wie oft hat man schon Filme gesehen, in denen die Protagonisten vor einer finsteren Bedrohung stehen und man sich als Zuschauer*in über die dummen Entscheidungen der Figuren ärgert? Häufig passiert es, dass das Drehbuch ein bestimmtes Ziel verfolgt und dann auch mal die ein oder andere Logiklücke in Kauf nimmt. Diese Fehler macht „The Final Girls“ nicht. Die Figuren reden miteinander und tüfteln gemeinsam einen Plan aus, um den Killer Billy Murphy zu stoppen. Das ist eine angenehme Abwechslung und macht großen Spaß.
Die Figur des Billy Murphy ist eine Verneigung von Jason Voorhees, aus der Filmreihe „Freitag der 13.“. Jason ist genau wie Billy eine Figur, die im Sommercamp von anderen Kindern gehänselt wurde und nun Rache nimmt. Beide Figuren sind mächtige Gestalten, die ihre Gesichter hinter einer Maske verstecken und ihre Opfer mit einer Machete zur Strecke bringen. Strauss-Schulson schafft es sich vor der Horror-Ikone Jason zu verneigen, ohne ihn ins Lächerliche zu ziehen. Es gibt keinen Moment, in dem sich die Gejagten über Billy lustig machen. Für sie ist Billy eine ernstzunehmende Bedrohung und wird mit dem nötigen Respekt behandelt.
Der Humor des Films ergibt sich eher aus den Interaktionen der anderen Figuren. Als die Fünf Jugendlichen aus dem Jahr 2015 in einem Horror-Film der 1980er landen, versuchen sie mit den Filmfiguren zu klarzukommen. Diese sind sich nicht bewusst, dass sie Charaktere in einem Horrorstreifen sind. Der Film macht sich über die Klischeemäßigen Teenager aus Slasher-Filmen der 1980er und 1990er Jahre lustig. „Camp Bloodbath“ hat erfüllt jedes Vorurteil, dass man Horror-Filmen gegenüber haben kann. Trotzdem werden auch diese Figuren mit Fortschreiten der Handlung immer liebenswerter und die anfänglich eindimensionalen Filmklischees werden zu nachvollziehbaren Charakteren. Zusätzlich bietet der Film einiges an Meta-Humor. So passiert es, dass die Truppe um Max, sich plötzlich in einer Rückblende wiederfindet und alle irritiert darüber sind, dass die Welt auf einmal schwarz-weiß ist. Spätestens als sie über die Jahreszahl steigen müssen realisieren sie, dass sie sich in der Vergangenheit befinden.
Neben dem Humor und dem Grusel, erzählt der Film zusätzlich noch eine Geschichte über Verlust und Abschied. Max trifft in „Camp Bloodbath“ die junge Version ihrer Mutter, nur dass es nicht ihre richtige Mutter ist, sondern nur ihre Rolle. Nachdem sie durch den tragischen Unfall keinen Abschied nehmen konnte, bekommt sie hier nochmal die Chance ein letztes Mal in die Augen ihrer Mutter zu sehen. Es entstehen dadurch einige sehr herzliche Momente, die man nicht von einer Horror-Komödie erwarten würde.
So bekommt man mit „The Final Girls“ einen überraschend stimmigen Genre-Mix, wie man ihn nur selten in anderen Vertretern der Horror-Comedy sieht.
„The Final Girls“ ist ein Film, der mich sehr überrascht hat. Ich hatte die Erwartung, eine leichte Komödie für einen Sonntagnachmittag zu bekommen. Ich war drauf eingestellt mich über Ungereimtheiten in der Handlung zu ärgern und über dumme Entscheidungen der Figuren zu lachen. Stattdessen habe ich einen herausragenden Film gesehen, den ich allen empfehlen möchte. Wer mit dieser großartigen kleinen Filmperle nichts anfangen kann, hat wahrscheinlich ein Herz aus Stein.
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