Regie: William Olsson
Genre: Drama
Erscheinungsjahr: 2020
Margaret (Alexandra Daddario) ist eine verlorene Seele in Tokio. Tagsüber arbeitet sie in einer Schule für Flugbegleiterinnen, in der sie den Schülerinnen die richtige Aussprache der englischen Sprache beibringt. Abends trifft sie sich meistens mit ihren Freunden Ines (Carice van Houten) und Liam (Andrew Rothney) in einer Bar, wo sie viel Alkohol trinken. In der Regel verschwindet Margaret irgendwann, gabelt auf dem Weg einen beliebigen Mann auf und geht mit ihm in eines der vielen Love Hotels, die es in Tokio gibt, um dort sexuelle Abenteuer zu erleben. Eines Tages gerät sie an Kazu (Takehiro Hira), ein sehr schöner Mann, in den sie sich sofort verliebt. Sie will mehr von Kazu, da gibt es nur ein Problem, Margaret ist nicht die einzige Frau in seinem Leben.
„Lost Girls in Love Hotels” von William Olsson, hätte es sehr interessanter Film werden können, doch leider reicht es nur zum Mittelmaß. Es ist sehr schade, da der Film viele interessante Themen aufmacht. Am offensichtlichsten ist das Gefühl der Fremde, das Marge spürt. Schon der Titel des Films suggeriert, mit den „Lost Girl“, dass wir eine Geschichte zu sehen bekommen, über eine Frau, die sich in einer ihr fremden Umgebung zurechtfinden muss. Man stellt da sofort Verbindungen her zu dem großartigen „Lost in Translation“ von Sofia Coppola. Auch hier befinden wir uns in Japan und die Protagonisten müssen mit dem Unbekannten klarkommen. Dieser Teil des Films ist auch gleichzeitig der interessanteste im ganzen Film. Alexandra Daddario liefert eine sehr überzeugende Performance ab, man nimmt ihr die tiefe Trauer und innere Zerrissenheit zu jeder Zeit ab, sie ist wie gemacht für die Rolle. Nur leider rettet eine gute Schauspielerin kein mittelmäßiges Drehbuch.
Zwar wird Margaret, durch das überzeugende Schauspiel, mit Leben gefüllt, allerdings wird uns zu keinem Zeitpunkt klar, was die Frau antreibt. Sie ist irgendwann von den USA nach Japan gekommen, um scheinbar vor irgendwas davonzulaufen, aber wovor sie flieht wird nicht aufgelöst. So sehen wir eine zynische, sprunghafte Frau, die sich regelmäßig in Gefahr bringt, indem sie mit fremden Männern schläft und sich von diesen würgen und fesseln lässt. Darüber hinaus betäubt sie ihren Schmerz mit Unmengen an Alkohol, sodass der Eindruck entsteht, dass es keinen Tag gibt, an dem sie nüchtern bleibt. Es hätte den Film wesentlich glaubhafter gemacht, wenn die Hauptfigur nachvollziehbar wäre.

Einen Ausweg aus der Situation scheint Kazu zu sein. Als er das erste Mal sein Hemd auszieht, sieht man, dass seine Arme und Brust voll tätowiert sind. Er ist Mitglied der Yakuza und scheint einen sehr hohen Rang zu haben, wie sich im späteren Verlauf des Films herausstellt. Auch hier hätte eine spannende Geschichte erzählt werden können: Was passiert, wenn eine Frau sich in einen Yakuza-Boss verliebt? Leider wird auch hier das komplette Potential liegen gelassen. Kazu dient nur als mysteriöser Liebhaber und verschwindet dann irgendwann von der Bildfläche.
Die dritte nicht genutzte Chance ist der soziale Abstieg in einer Fremden Kultur. Irgendwann verliert Margaret ihren Job und hat kein Geld ihre Wohnung zu bezahlen. Sie wird obdachlos und ist weiterhin dem Alkohol zugeneigt. Statt auf diese Themen einzugehen, wird gar nichts damit gemacht. Letztendlich macht die Hauptfigur keine Entwicklung durch. Sie bleibt dieselbe zynische Frau, wie zu Anfang des Films. Nicht mal der Verlust von Job, Wohnung und Liebe regen sie zur Veränderung an.
Dabei ist der Film keine Vollkatastrophe, wie oben erwähnt macht Alexandra Daddario das beste aus dem was sie hat. Außerdem bietet der Film ein paar sehr atmosphärische Bilder, die uns zeigen, wie verloren man sich in der bevölkerungsreichsten Stadt der Welt sein kann.
„Lost Girls and Love Hotels” ist ein Film der verpassten Chancen. Es hätte hier ein toller Film entstehen können, in dem interessante Themen behandelt werden. Stattdessen wurde sich dafür entschieden, immer in die andere Richtung zu gehen, wenn es gerade aufregend wird. Zu Beginn des Films, ist man noch voll investiert, was mit Margaret los ist, bis man irgendwann merkt, dass es keine vernünftige Auflösung gibt. So entsteht ein mittelmäßiger Film, der einem nichts neues bietet. Ich finde es sehr frustrierend, wenn man sieht, dass Potential da war, es dann aber nicht genutzt wurde.
[Bild- und Videorechte liegen bei Capelight Pictures]
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