Willkommen bei Crispys Filmwelt. Ihr findet euch im Dschungel der Filme und Serien nicht mehr zurecht? Dann seid ihr hier genau richtig. Bei mir findet ihr unterschiedlichste Reviews zu Filmen und Serien.

Bo Burnham: Inside

Regie: Bo Burnham

Genre: Comedy

Erscheinungsjahr: 2021

Bo Burnham hat sich für ein Jahr in einem Raum eingeschlossen, um ein neues Netflix-Special zu kreieren. Sein eigentlicher Plan war es, nach Jahren der Abwesenheit, im Jahr 2020 wieder auf die Bühnen dieser Welt zu gehen und Stand-Up Comedy zu machen. Nun hat ihm leider die Covid-19-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Um weiter Produktiv zu bleiben und Ablenkung zu finden hat Burnham sich dafür entschieden ein Comedy Special in seinen vier Wänden zu machen. In dieser knapp anderthalbstündigen One-Man-Show sehen wir den Comedian, wie er Songs performt und passende Videos produziert, mit sehr begrenzten Mitteln. Ein Mann, ein Raum, Kameras und Lichter.

Bo Burnham ist ein unglaublich talentierter Künstler. Im Jahr 2006 gelangte er im Alter von 16 Jahren, mit seinem YouTube-Video „My Whole Family“ zu erster Bekanntheit, das in kurzer Zeit 3 Millionen Aufrufe auf der Video-Plattform hatte. In den folgenden Jahren machte er sich einen Namen in der Stand-Up Comedy Szene, wo er mit Texten und Songs das Publikum begeistern konnte. Es folgten Auftritte als Schauspieler, in Filmen wie „The Big Sick“ und „Promising Young Woman“, und seine erste Regiearbeit bei der Coming-of-Age Komödie „Eighth Grade“ (ein sehr empfehlenswerter Film). Nun im Jahr 2021 hat Burnham seine vielleicht persönlichste Arbeit abgeliefert. In dem Netflix-Special „Inside“ hat Burnham alle Aufgaben selbst übernommen, er war Regisseur, Schauspieler, Editor, Kameramann, Musiker usw.

Er beginnt damit, dass er zu uns Zuschauer*innen spricht und, in bester Bo-Burnham-Manier, Witze integriert. Da das Publikum fehlt, werden die Lacher vom Band abgespielt. Es wird sofort klar, dass der junge Mann die Bühne vermisst und zum ersten Mal in seinem Leben wirklich eingeschränkt ist in dem was er tun möchte. Er geht gleich zu Beginn sehr kritisch mit seiner privilegierten Rolle als junger, weißer erfolgreicher Mann um. Er singt sehr selbstironisch darüber, dass er die kranke Welt mit seiner Comedy heilen will.

Im weiteren Verlauf singt er über Themen, die ihn während der Pandemie begleitet haben, er schreibt Songs darüber, dass er Schwierigkeiten hat, mit seinen Eltern über Videochat zu telefonieren, weil die technische Hürde zu groß ist. Zusätzlich unterhält er sich mit einer antikapitalistischen Sockenpuppe, singt über die immer gleichen Instagram Beiträge von weißen Frauen (Händchenhalten, Buchstaben in den Sand geschrieben, Wollsocken und Latte-Art), oder einfach über den Erfolg von Jeff Bezos. Man merkt, dass Burnham Songs über die Themen schreibt, die ihn über die Pandemie begleitet haben. Gerade zum Beginn des Specials, wirkt es noch alles sehr lustig, zwar bemerkt man die Frustration des jungen Mannes, darüber dass er seine eigentlichen Pläne nicht in die Tat umsetzen konnte, aber wer hätte Anfang 2020 gedacht, dass uns die Pandemie über ein Jahr begleitet. So werden die Songs immer düsterer und zynischer und man bemerkt, dass es Burnham immer schlechter geht. Neben den Songs hat er Passagen eingebaut, in denen wir ihn bei der Arbeit beobachten können, er bietet und quasi einen Blick hinter die Kulissen. In diesen Abschnitten ist nicht mehr viel von dem fröhlichen jungen Komiker übrig, stattdessen hat die Isolation den armen Mann fast in die Depression getrieben. Spätestens in der Nacht in der Burnham 30 wird und mutterseelenallein ist wird klar, dass es ihm richtig schlecht geht. So werden in der zweiten Hälfte des Specials auch tiefgründigere Themen, wie geistige Gesundheit und Selbstmordgedanken angesprochen.

Neben den Themen ist das komplette Special eine audiovisuelle Freude. Burnham holt alles aus seinen limitierten Mitteln raus. Aus dem kleinen Raum, wird ein Studio, in dem er alle seine Songs schreibt und aufführt. Er spielt mit Licht und Kameraeinstellungen und dem Framing der Videos. So sehen wir ein 1:1 Video, wenn er über Instagram singt und ein Hochkant-Video, wenn es um FaceTime mit seiner Mutter geht. Das komplette Special zeigt, was für ein Multitalent Burnham ist und mit wie wenig man auskommen kann, um ein beeindruckendes Kunstwerk zu schaffen.

Was Bo Burnham hier allein geschaffen hat ist beeindruckend. Es gelingt ihm zum einen sehr witzig und unterhaltend zu sein, zum anderen gibt er uns aber auch einen Einblick in seine Seele. Ich hätte nicht erwartet, dass mich neben den lustigen Songs, für die er bekannt ist, auch Themen wie geistige Gesundheit und Depressionen erwarten. „Inside“ bekommt meinte absolute Empfehlung. Eine kleine Warnung: Wenn man selbst an Depressionen erkrankt ist, sollte man sich vorher überlegen, ob man sich dieses Special ansieht, um keine alten Wunden aufzureißen.

Bewertung: 9 von 10.

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