Regie: David Lowery
Genre: Abenteuer, Drama, Fantasy
Erscheinungsjahr: 2021
Gawain (Dev Patel) ist ein angehendet Ritter und der Neffe von König Artus (Sean Harris). Er genießt das Leben in vollen Zügen und nutzt den Reichtum, den er als Neffe des Königs hat, um ihn für Alkohol und Frauen auszugeben. Regelmäßig trifft er sich mit der Hure Essel (Alicia Vikander), die eine tiefe Zuneigung für den Adligen empfindet. Um seinen Mut und seine Ehre unter Beweis zu stellen, beschwört seine Mutter, die Hexe Morgan Le Fay (Sarita Choudhury), gemeinsam mit ihren Dienerinnen, eine Prüfung für ihren Sohn. Als Gawain, am Weihnachtsabend, ein Festmahl mit seinem Onkel und den Rittern der Tafelrunde einnimmt, öffnet sich die Tür des Festsaals. Im Licht sehen sie einen grünen Ritter, der halb Mensch und halb Baum zu sein scheint. Er spricht den König an und bittet um ein Spiel, wenn einer der Ritter den Mut besitzt ihn an Ort und Stelle niederzuschlagen, dürfe er das tun. Sollte der Ritter das nicht schaffen, müsste er in einem Jahr in die grüne Kapelle kommen, wo der grüne Ritter den Anderen niederschlagen dürfte. Da sich Gawain schon lange danach sehnt, in den Rang des Ritters aufzusteigen, ergreift er die Gelegenheit, bekommt das Schwert seines Onkels und enthauptet die grüne Gestalt, mit einem gezielten Streich. Der grüne Ritter ist aber nicht Ende und so nimmt er der enthauptete Körper den Kopf und reite zur grünen Kapelle. In einem Jahr muss sich Gawain auf den Weg machen, um seine Ehre unter Beweis zu stellen. Er macht sich kurz vor Weihnachten auf die schwierige Reise Richtung Norden und begegnet einigen seltsamen Gestalten.
„The Green Knight“ ist der neuste Film von David Lowery, der in der Vergangenheit vor allem durch Filme wie „A Ghost Story“ oder „Eliot, der Drache“ Bekanntheit erlangt hat. Bei seinem neusten Film hat Lowery Regie geführt, das Drehbuch geschrieben und war als Produzent beteiligt. Für die Kamera war Andrew Droz Palermo zuständig. Der Film ist bei dem Studio A24 erschienen, das dafür bekannt sind eher unkonventionelle, aber auch sehr interessante Filme zu veröffentlichen („Midsommar“, „Der Leuchtturm“, „The Killing of a Sacred Deer“).
In seinem neusten Film, erzählt Lowery eine Sage aus dem 14 Jahrhundert, bei der der Verfasser unbekannt ist. In dem Gedicht „Sir Gawain and the Green Knight“, wird genau die Geschichte erzählt, die wir im Film zu sehen bekommen. So wie man es von Lowery bereits kennt, bekommt man einen Film, der mit sehr schönen Bildern punkten kann und ein sehr langsames Erzähltempo hat. So verbringt der Film das erste Viertel am Hof von Artus, bevor Gawain seine Reise Richtung Norden antritt. Das ist etwas, dass man wissen sollte, bevor man sich den Film ansieht, da bei vielen sicher der Eindruck entstehen kann, dass man eine epische Heldenreise zu sehen bekommt, in der Gawain sich zu einem mutigen Helden entwickelt und der Gefahr ins Auge blickt. Das bietet der Film nicht, stattdessen ist der Film eine bedrohliche Reise, durch das Herz des magischen Englands, die eher mit atemberaubenden Bildern aufwartet, als mit einer actiongeladenen Handlung.
Besonders auf der beschwerlichen Reise des angehenden Ritters, liefert der Film immer wieder Bilder, die man direkt einrahmen und an die Wand hängen möchte. Auch wenn dieses Adjektiv nicht sehr aussagekräftig ist, muss man doch sagen, dass der Film einfach schön ist. Man sitzt im Kino und betrachtet den Film wie ein besonders künstlerisches Gemälde, oder wie ein Blick von einem Berggipfel über die umliegenden Täler. Wir sehen um Camlelot karge, graue Landschaften, die nicht enden wollen, aber auch dichte Wälder, durch die der Protagonist kaum durchkommt. Der Film will uns dabei vor Augen halten, wie klein wir auf der Welt sind, auf der wir uns bewegen. Es werden viele Kameraeinstellungen benutzt, die das Geschehen von unten nach oben Filmen, so wirkt Camelot wie eine riesige Festung und wir fühlen uns wie eine Ameise, die über den Waldboden kriecht.

Lowery nimmt sich in seinem Film ein paar Freiheiten, um einen aktuelleren Bezug herzustellen. Schon in „Elliot, der Drache“ hat man gesehen, dass Lowery die Umwelt ein wichtiges Thema ist, auch in „The Green Knight“ schafft Lowery einen Bezug zum Thema. Der grüne Ritter wurde in den Gedichten einfach als eine riesenhafte Erscheinung mit grüner Haut beschrieben, in „The Green Knight“ wird er aber zu einem Wesen, das zum einen Mensch, zum anderen Baum ist. Der Ritter ist die Verkörperung der Natur, die von den Menschen immer mehr zurückgedrängt wird. So sehen wir um das Schloss des Königs keine Pflanzen mehr, sondern nur noch karge Steppe, je weiter sich Gawain sich vom Schloss entfernt und desto näher er der grünen Kapelle kommt, desto natürlicher ist die Umgebung. Lowery öffnet hier eine Metapher, die uns zeigen soll, dass wir als Menschheit nicht ewig den Planten ausbeuten können und uns mit unserer Gier ins eigene verderben Stürzen.
Eines der größten Highlight des Films ist Dev Patel in der Rolle von Gawain. Er will sich als Ritter darstellen, ist aber selbst nur ein feiger Tunichtgut, der ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit hat. In seinen Augen steht ihm der Titel des Ritters zu, er begreift aber nicht, welche Verpflichtungen damit verbunden sind. So begleiten wir einen überforderten jungen Mann auf seiner Reise, dem wir dank der großartigen Performance seine Verzweiflung zu jeder Zeit anmerken. Patel steht zu jeder Zeit im Zentrum des Geschehens und lässt und an der Gefühlswelt von Gawain teilhaben, ohne dafür viel erklären zu müssen. Man kann Dev Patel nur wünschen, dass er mit dieser Rolle endlich den verdienten Durchbruch in Hollywood bekommt.
„The Green Knight“ ist ein großartiges Erlebnis und ihr solltet den Film unbedingt im Kino sehen. Durch die vielen großen Bilder lohnt es sich auf jeden Fall. Allerdings muss man sich bei dem Film auf einen Slow-Burn-Fantasy-Drama einstellen und kein actiongeladenes Heldenepos. Wenn ihr jetzt nicht abgeschreckt seid, dann ist der Film genau richtig für euch.
[Bild- und Videorechte liegen bei der Telepool Gmbh]
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