Regie: Joe Carnahan
Genre: Action, Comedy
Erscheinungsjahr: 2020
Versuch 139. Aufwachen, ausweichen, Gegner unschädlich machen, Hubschrauber ausweichen, aus dem Fenster springen, auf LKW landen, Auto schnappen, Killern aus dem Weg gehen. Was wie aus einem Videospiel klingt ist für Roy Pulver (Frank Grillo) Alltag geworden. Er ist nun bereits 139-mal aufgewacht und hatte einen Auftragskiller mit einer Machete neben seinem Bett stehen. Die ersten Male gelang es ihm noch Roy zu töten, aber Roy wacht nach seinem Tod jeden Morgen wieder an derselben Stelle auf, mit demselben Typen neben seinem Bett. Mittlerweile hat er sich an die neuen umstände gewöhnt und sein Umfeld ausgiebig studiert. Allerdings haben es mehrere Gestalten auf Roy abgesehen. So kämpft er sich durch seine Gegner und studiert alle ihre Bewegungen, versucht herauszufinden, wer es auf ihn abgesehen hat und vor Allem warum er in einer Zeitschleife gefangen ist.
Mit „Boss Level“ ist Regisseur Joe Carnahan eine sehr unterhaltsame Action-Komödie gelungen. Carnahan ist mit dem Action-Genre bereits seit Jahren vertraut. In der Vergangenheit hat er Filme gemacht wie „Smokin‘ Aces“ (2007), „Das A-Team“ (2010) oder „The Grey – unter Wölfen“ (2012). Wie auch bei seinen bisherigen Filmen bekommt man mit „Boss Level“ keinen Film, der neue Maßstäbe setzt, trotzdem aber sehr kurzweiligen Spaß.
Der Film beginnt direkt mit dem 139 Versuch einer Figur, die in einer Zeitschleife gefangen ist. Wo uns andere Zeitschleifen-Filme häufig Charaktere zeigen, die erstmal mit der neuen Situation zurechtkommen müssen, wird uns das hier erspart. Stattdessen sehen wir einen souveränen Action-Helden, der seine Gegner Mühelos besiegt und sich einen Spaß daraus macht. Trotzdem wird er immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, bei dem wir ihn beobachten können. Die Gegner, mit denen er konfrontiert wird, sind herrlich skurril und könnten Figuren aus dem neusten „Street Fighter“ Teil sein. Wir sehen einen kleinwüchsigen Mann, der mit Sprengstoff hantiert, die „German Twins“, die mit einer Panzerfaust auf Roy jagt machen, oder Guan Yin (Selina Jo), die unseren Hauptcharakter regelmäßig mit ihrem Schwert enthauptet. Diese Auseinandersetzung zwischen Roy und seinen Widersachern, ist dabei die größte Stärke des Films. Der Film lebt von der Action, Frank Grillo ist in Topform und bietet uns Zuschauer*innen unglaublich gut choreographierte Kämpfe, die immer wieder Spaß machen, obwohl der Held auf die immer Gleichen Schurken trifft. Je nach eigener Stimmung geht er anders mit den Assassinen um, ist er frustriert macht er kurzen Prozess, bei guter Laune tänzelt er um seine Gegner herum und verspottet sie.
Es wirkt so, als wäre das die Ursprüngliche Idee des Films gewesen, um daraus dann aber einen „richtigen Film“ zu machen, hat es noch eine Rahmenhandlung benötigt, die leider nicht mit der Action mithalten kann. Roys Exfrau Jemma (Naomi Watts) arbeitet als Wissenschaftlerin in einem Labor, dass eine geheimnisvolle Maschine für das Militär baut. Der Leiter dieser Einrichtung ist Colonel Clive Ventor (Mel Gibson). Sofort ist klar, wer hier der Schurke ist. Leider bleibt Ventor ein sehr blasser Schurke, er hat keine Beweggründe, die ihn zu einem Bösewicht machen. Es gibt einen Moment in dem Film, in dem er Jemma einen Monolog hält, bei dem eine bedrohliche Stimmung aufgebaut werden soll. Diese bleibt allerdings völlig auf der Strecke, stattdessen quält man sich durch den langweiligen Monolog und wartet darauf, dass Frank Grillo endlich wieder etwas in die Luft jagt.
Darüber hinaus haben Roy und Jemma einen Sohn, der nicht weiß, dass Roy sein Vater ist. Roy versucht im Laufe des Films eine Beziehung zu dem Jungen aufzubauen. Auch wenn die Rahmenhandlung teilweise sehr kitschig ist, bekommen wir zwischen Vater und Sohn ein paar sehr ergreifende Momente zu sehen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass der Schauspieler, der Roys Sohn Rio spielt auch in der Realität Frank Grillos Sohn ist. Man spürt die Chemie zwischen den Beiden und sieht, dass Grillo die Zuneigung zu seinem Kind nicht spielt, sondern wirklich empfindet. Man merkt Grillo aber nicht nur die Gefühle für seinen Sohn an, sondern auch wie viel Spaß der Dreh gemacht haben muss. Selten erlebt man Filme, bei denen sich die positive Stimmung der Schauspieler so sehr auf die Zuschauer*innen überträgt, wie bei „Boss Level“. Es wirkt so, als hätten alle beteiligten eine wirklich gute Zeit am Set gehabt.
Der Film bietet leider noch ein paar Ungereimtheiten. Die Stadt wird regelmäßig von Roy und seinen Verfolgern auseinandergenommen, aber von der Polizei gibt es keine Spur. Sie tauchen erst irgendwann zum Ende des Films auf, um einen Tatort zu sichern. Darüber hinaus kann man sich fragen, warum der Film wie ein Videospiel aufgemacht ist. Man sucht die ganze Zeit nach Hinweisen, ob Roy sich vielleicht in einem Spiel befindet, aber darauf wird nicht weiter eingegangen. Außerdem sieht der Film in machen Momenten etwas billig aus. Gerade wenn es Explosionen, oder Blut geht scheint gespart worden zu sein. Die Explosionen sehen teilweise aus, als wären sie aus einem mittelmäßigen Playstation 2 Spiel und statt Filmblut bekommen wir häufig CGI Blutwolken zu sehen.
„Boss Level“ ist eine wirklich sehenswerte Action-Komödie. Zwar wird das Rad nicht neu erfunden, aber der Film hat einige sehr spaßige Momente, für die sich ein Blick lohnt. Gerade wenn man es schafft sich durch die Rahmenhandlung zu schleppen wird man immer wieder mit starken Action-Szenen belohnt. Ein ausgezeichneter Film, um nach einem stressigen Tag für Ablenkung zu sorgen.
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