Regie: Roseanne Liang
Genre: Action, Horror
Erscheinungsjahr: 2020
Das Jahr 1943, der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Maude Garett (Chloë Grace Moretz) soll für das Militär ein geheimnisvolles Paket von Neuseeland nach Samoa bringen. Dafür begibt sie sich zur Landebahn des Militärstützpunktes und betritt das Flugzeug „Fool‘s Errand“ von Captain John Reeves (Callan Mulvey). Von der Crew weiß niemand von der Passagierin weshalb sie nach einiger Diskussion und dem Vorzeigen ihres Auftrages, von den Männern in das Geschütz des Flugzeuges gesperrt wird. Da in dem Geschütz zu wenig Platz für Maude und ihr Gepäck ist, verspricht der Soldat Walter Quaid (Taylor John Smith) auf die geheimnisvolle Fracht aufzupassen. Während die junge Frau eingesperrt ist, kann sie die Männer über die Lautsprecher belauschen. Sie beginnt über die Kommunikationseinheit mit den Soldaten zu sprechen, um sie davon zu überzeugen, sie aus dem engen Geschütz zu lassen. Während sie spricht bemerkt Maude, wie sich etwas an der Tragfläche zu schaffen macht und kurz danach weiter huscht. Etwas scheint an dem Flugzeug entlang zu klettern und es dabei auseinander zu nehmen. Als sie den Männern davon erzählt, halten sie alle für verrückt, bis sie selbst von dem Wesen angegriffen wird.
„Shadow in the Cloud“ ist der neuste Film der chinesisch-neuseeländischen Regisseurin Roseanne Liang. Der Film behandelt in 83 Minuten, das was die „Twilight Zone“ Episode „Nightmare at 20.000 feet“ bereits im Jahr 1963 erzählt hat: Eine Person befindet sich an Bord eines Flugzeugs und beobachtet, wie dieses von einem Gremlin zerstört wird. Diese Folge der Mystery Serie wurde bereits vielfach zitiert unter anderem von der „Die Simpsons“ Folge „Treehouse of Horror IV“ in der Bart beobachtet, wie ein Gremlin den Schulbus zerstört. Diese beiden Versionen sind in der Popkultur sehr, was bei „Shadow in the Cloud“ wohl eher nicht der Fall werden wird.
Der Film lässt sich sehr gut in zwei Teile gliedern: In der ersten Hälfte des Films befindet sich Maude eingesperrt im Geschütz und in der zweiten hat sie sich befreit und befindet sich im Rest des Flugzeugs. Diese beiden Hälfen unterscheiden sich nicht nur in den Schauplätzen, sondern auch in der Qualität. Chloë Grace Moretz kann im engen Geschütz zeigen, was sie schauspielerisch kann. Die Kamera bleibt die ganze Zeit dicht bei der Schauspielerin und es entsteht eine klaustrophobische Stimmung. Wir sehen nicht einmal die Männer, sondern hören Sie nur über den Lautsprecher des Geschützes, wir müssen uns genau wie Maude vorstellen, was über ihr im Flugzeug passiert. Untermalt wird das Geschehen von einem stimmungsvollen Synthie-Score. Leider wird das was der Film in der ersten Hälfte aufbaut in der Zweiten wieder eingerissen, es wirkt fast so, als hätte Liang nicht gewusst, wie sie Maude aus der Situation befreien soll und sich dann einfach irgendeinen Nonsens ausgedacht hat, um die Handlung voranzutreiben.
ACHTUNG: ES FOLGEN SPOILER
Zu Beginn des Films wird klar, dass die Besatzung mit einem Gremlin zu tun haben wird. Soweit so gut. Maude kämpft in ihrer kleinen Zelle gegen den Gremlin und verscheucht ihn mit einer Pistole, die Sie ins Flugzeug geschmuggelt hat, dabei bricht sie sich ihren Zeigefinger. Es stellt sich dann heraus, dass sich im Paket, das Maude mitgebracht hat, keine geheimen Dokumente befinden, sondern ihr neugeborenes Kind, mit dem sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht. Scheinbar hat Maude das artigste Kind der Welt auf die Welt gebracht, oder ihr Baby unter Drogen gesetzt, denn dieses Kind macht in der dunklen Kiste keinen einzigen Mucks, den ganzen Film nicht.
Es kommt unweigerlich dazu, dass der Gremlin die Kiste mit dem Baby aus dem Flugzeug klaut. Das Monster klettert mit der Kiste an die Unterseite der Tragfläche und hängt sie in Sichtweite der Mutter (warum auch immer). Wir haben sicherlich schon alle mal gehört, dass Mütter unbändige Kräfte aufbauen können, wenn das eigene Kind in Gefahr ist. So kraxelt Maude, mit ihrem gebrochenen Finger (!) an der Unterseite des Flugzeugs zu der Babybox, um ihr Kind in Sicherheit zu bringen (das Kind bleibt ruhig). Sie schafft es gerade ihr Kind zu retten, indem sie die Kiste mit letzter Kraft an Bord wirft (das Kind bleibt ruhig), stürzt dann aber selbst in die Tiefe, glücklicherweise explodiert unter ihr ein feindliches Flugzeug und sie wird durch die Druckwelle wieder nach oben befördert. Diese Szene ist so unglaublich bescheuert, dass ich mir sie mehrfach anschauen musste, weil ich nicht fassen konnte, was da gerade passiert ist.
Leider ist die Handlung nicht im positiven Sinne bescheuert, stattdessen ist es unglaublich unangenehm sich die „Action“ in diesem Film anzusehen.
Darüber hinaus sieht der Film auch noch furchtbar aus. Es gibt einige Sequenzen, in denen wir von außen auf das Flugzeug blicken und beobachten können, wie Maude im Geschütz sitzt. Man erkennt hier auf den ersten Blick, dass sie nicht wirklich drinsitzt, sondern digital reinprojiziert wurde. Jede Explosion sieht aus, wie aus einem Asylum-Trash-Hai-Film, wodurch die Illusion des Filmes zerstört wird. Am schlimmsten ist es, als wir denken sollen, dass Chloë Grace Moretz an der Unterseite des Flugzeugs klettert, hier kann man den Green-Screen förmlich sehen. Nicht mal das Design des Gremlins ist gut getroffen, statt einer furchteinflößenden Bestie bekommen wir eine hässliche Fledermaus mit einer geschwollenen Zunge zu sehen.
„Shadow in the Clouds“ ist wirklich kein guter Film. Ich habe auf einen spannenden Creature-Horror Film gehofft, bei dem wir Angst vor der unbekannten Bedrohung haben, dem titelgebenden Schatten. Mann muss leider sagen, dass der Film auf ganze Linie enttäuscht. Er ist weder spannend, noch sieht er gut aus, noch macht er Spaß. Stattdessen fasst man sich in der zweiten Hälfte des Films nur noch an den Kopf, weil man nicht fassen kann wie unsinnig das Gesehene ist. Es ist wirklich schade, da die erste Hälfte des Films wirklich einige gute Momente hatte. Dann vielleicht lieber nochmal die Simpsons-Folge gucken.
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