Regie: Joe Wright
Genre: Drama, Thriller
Erscheinungsjahr: 2011
Kinderpsychologin Anna Fox (Amy Adams) lebt allein in einem Haus in Manhattan. Alles deutet darauf hin, dass Sie hier mal mit ihrem Mann und ihrer Tochter gelebt hat, in der Vergangenheit scheint aber etwas vorgefallen zu sein, dass Sie ohne Ihre Familie, dafür aber mit einer ausgeprägten Agoraphobie in dem Haus zurückgelassen hat. was bedeutet, dass Anna das Huas nicht verlassen kann, ohne Panikattacken zu bekommen. Um der Langeweile zu entfliehen, verbringt Anna Ihre Zeit mit Filmen, Gesprächen mit Ihrem Psychologen, lenkt sich auch mit Alkohol ab und und beobachtet die Aktivitäten Ihrer Nachbar*innen
Die Handlung des Films beginnt, als gegenüber Familie Russel einzieht, Vater Alistair, Mutter Jane und Ihr Sohn Ethan. Anna fängt an die neue Familie zu beobachten, wie alle anderen Nachbarn auch und lernt den Sohn Ethan (Wyatt Russel) kennen, als er Ihr, wie gute neue Nachbarn das so machen, ein Geschenk vorbeibringt und später auch Ethans Mutter Jane Russel (Juliane Moore), die Anna bei ein paar Drinks von Ihrer Familie erzählt. Der ausgebildeten Psychologin Anna wird schnell klar, dass hier irgendwas nicht stimmt. Jane weicht aus, wenn es um Ihren Mann geht und Anna bekommt den Eindruck, dass Jane Angst vor Ihrem Ehemann hat. So verbringt Anna noch mehr Zeit am Fenster, als sonst schon und wird Zeuge einer grausamen Tat. Sie ruft die Polizei, aber niemand glaubt ihr, also fängt Anna selber an Nachforschungen anzustellen. Was hat es mit dieser Familie auf sich? Warum sind sie von Boston nach New York gezogen? Wer ist die neue Frau an Alistair Russels (Gary Oldman) Seite?
Bei „The Woman in the Window” handeltes sich um die Verfilmung des gleichnamigen Debutromans aus dem Jahr 2018 von Daniel Mallory, der unter dem Pseudonym A.J. Finn schreibt. Der Film sollte erstmalig im Jahr 2019 erscheinen, wurde vom Testpublikum allerdings zum großen Teil abgelehnt, wodurch der Film im Nachgang nochmal verändert wurde. Der Film wurde in den Mai 2020 verschoben, wo die Corona-Pandemie der Veröffentlichung erneut einen Strich durch die Rechnung machte. Zwischenzeitlich wurde der Film dann von 20th Century Fox (Disney) an Netflix verkauft. Ein sehr holpriger Weg für den Film, was an Ihm leider auch anmerkt. Es entsteht schnell der Eindruck, dass so lange an dem Film rumgefeilt wurde, bis nichts mehr übrig was an dem man weiter feilen kann. Der Film macht mehrere Themen auf, von denen keins richtig in die Tiefe geht, stattdessen bekommen wir einen sehr oberflächlichen Film.
Zum einen hätten man hier einen Film über eine Stalkerin bekommen können, deren einziger Lebensinhalt nur noch Ihre Nachbarn sind. Dann wird eine Ebene aufgemacht, in der es um eine kriminelle Verschwörung hätte gehen können. Wir hätten tiefer in die Psyche von Anna abtauchen können, außerdem hätte es genug Stoff gegeben, für eine spannende Home-Invasion-Story. Nichts davon wird richtig vertieft und alles wird nur kurz angerissen, der Film wirkt dadurch wie ein Flickenteppich. Sehr schade, da Regisseur Joe Wright in den vergangen Jahren großartige Filme wie „Stolz und Vorurteil“, „Abbitte“ gemacht hat und in dem intensiven Kriegsdrama „The Darkest Hour“ Gary Oldman in der Rolle als Winston Churchill zu neuen schauspielerischen Meisterleistungen getrieben hat.
In „The Woman in the Window“ wundert man sich eher darüber, was mit den Schauspieler*innen los ist. Alle Figuren sind übertrieben, sie wirken nicht wie nachvollziehbare Menschen, sondern man sieht förmlich, dass hier nur eine Rolle gespielt wird. Sehr überraschend, bei der hochkarätigen Besetzung: Amy Adams (Vice, Arrival), Julianne Moore (Still Alice, Boogie Nights), Gary Oldman (Mank, The Dark Knight), Brian Tyree Henry (Atlanta, Beale Street), Jennifer Jason Leigh (Atypical, Good Time) um nur rein paar zu nennen, alles großartige und preisgekrönte Schauspieler*innen, deren Potential leider völlig verschenkt wurde.
Dabei muss man dem Film zugestehen, dass er gerade in der Mitte nach dem großen Twist eine gewisse Sogwirkung erzeugt, man möchte wissen, was jetzt los ist. Passiert das alles wirklich, halluziniert Anna nur aufgrund ihrer Medikamente und Ihres Alkoholkonsums? Diese Fragen werden leider alle mit dem Offensichtlichem beantwortet, sodass der Film einen sehr ernüchtert und frustriert zurücklässt.
Anna hätte als ausgebildete Psychologin in vielen Situationen anders reagieren müssen. Eine Person, deren Beruf daraus besteht mit Menschen zu sprechen, um Sie einschätzen zu können und dadurch zu therapieren, sollte wesentlich besser darin sein, Sachverhalte einordnen zu können, oder wenn es wichtig wird, sie so wiederzugeben, dass sie nicht völlig durchgedreht wirkt. Stattdessen ist sie das Klischee der „Crazy Catlady“: Zerzauste Haare, ein zugemülltes, düsteres Haus und unzusammenhängende Sätze
Gerade zum Ende, wo der Regisseur in einer Verfolgung nochmal versucht Spannung aufzubauen gelingt ihm das gar nicht. Der Schnitt ist so miserabel, dass das Finale unfreiwillig komisch wirkt und überhaupt keine Spannung entsteht. Es scheint eher so, als würde sich der Film abschließend nochmal selbst parodieren. Man merkt, dass Joe Wright eher in den ruhigen Tönen glänzt, sobald das Tempo aber etwas anzieht, wirkt er überfordert.
Leider kann ich „The Woman in the Window“ nicht empfehlen. Obwohl der Film eine gewisse Spannung aufbaut, und man Anfangs noch wissen möchte, was da vor sich geht, lässt der Film einen doch mit dem Gefühl der Frustration zurück. Die Figuren sind nicht nachvollziehbar, die Handlung ist chaotisch und es gibt nichts was man nicht woanders schon mal besser gesehen hätte. Vermutlich ist man besser dran, wenn man nochmal „Das Fenster zum Hof“ oder „Disturbia“ schaut, oder vielleicht die eigenen Nachbarn beobachtet, vermutlich ist das spannender.
[Bild- und Videorechte liegen bei Netflix]
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