Regie: Quentin Tarantino
Genre: Drama, Comedy
Erscheinungsjahr: 2019
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) ist ein ehemaliger Westernstar, der in den 1950er Jahren die Hauptrolle in der erfolgreichen Fernsehserie „Bounty Law“ hatte. Mittlerweile ist es vorbei mit dem großen Erfolg, Dalton bekommt nur noch Rollen als Schurke und hat Angst davor, dass es mit seiner Karriere vorbei ist. Diese Angst äußert er gegenüber seinem guten Freund und Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt), mit dem er den großen Teil seiner Zeit verbringt. Durch seine Furcht hat Rick ein Alkoholproblem entwickelt, was ihn seine Fahrerlaubnis gekostet hat. Seitdem dient Cliff nicht nur als Stuntman, sondern auch als sein persönlicher Fahrer. An einem Tag im Februar 1969, als die beiden Männer sich gerade in Ricks haus befinden, ziehen im Haus neue Nachbarn ein, der polnische Filmemacher Roman Polanski (Rafał Zawierucha) und seine Frau Sharon Tate (Margot Robbie).
Wenig später bekommt Rick die Rolle in dem Western „Lancer“, wo er erneut den Schurken verkörpern soll. Er versucht seinem Freund einen Job als Stuntman zu verschaffen, allerdings wird Cliff von vielen Filmschaffenden in Hollywood kritisch beäugt. Es gibt Gerüchte, dass er seine Frau getötet haben soll. Cliff bekommt den Job nicht und hilft Rick stattdessen bei anderen Dingen. Als er nach einem Sturm auf das Dach klettert, um die Fernsehantenne zu reparieren bemerkt er, wie ein fremdes Auto zu den Nachbarn fährt. Es stellt sich raus, dass es sich bei dieser Gestalt um Charles Manson (Damon Herriman) handelt, der sich scheinbar im Haus geirrt hat und wieder von dannen zieht.
Etwas später, streift Cliff mit dem Auto durch die Stadt und bemerkt eine Anhalterin, die ihm schon vorher aufgefallen ist, sie möchte zu einer Ranch außerhalb der Stadt, Cliff erklärt sich bereit sie zu ihrem Ziel zu fahren, da er neugierig ist, was aus der Ranch geworden ist. Früher hat er hier mit Rick „Bounty Law“ gedreht. Er stellt fest, dass die Ranch von einen Hippie-Kommune bewohnt wird, die von einem ominösen Charlie angeführt wird.
„Once Upon a Time… in Hollywood” ist der neunte Film von Ausnahmetalent Quentin Tarantino. Es ist der erste Film von Tarantino, der bei Sony erschienen ist, nachdem Tarantino die Zusammenarbeit mit der „Weinstein Company“, infolge des Missbrauchsskandals um Harvey Weinstein kündigte. Viele Fans waren danach verunsichert, ob Quentin Tarantino nochmal ein Studio finden würde, dass ihm komplett freie Hand lassen würde, scheinbar hat er mit Sony aber ein entsprechendes Studio gefunden, bzw. einen entsprechenden Vertrag aushandeln können.
Dem Film selbst merkt man Tarantinos liebe für die Filme der 1950er und 1960er an. Das Westerngenre bietet genug Angriffsfläche, um es ins lächerliche zu ziehen doch Tarantino behandelt, das Genre und alle beteiligten zu jeder Zeit mit großem Respekt. Schon in vielen seiner früheren Filme gibt der Filmemacher uns Einblicke in seinen eigenen Filmgeschmack. „Kill Bill“ ist eine Hommage an Samurai-/Rachefilme, bei „Death Proof“ setzt er sich mit dem Grindhouse-Kino auseinander und „Pulp Fiction“ und „Reservoir Dogs“ sind Gangster Geschichten. Dabei macht Tarantino keine Filme für die breite Masse, sondern Filme, die er selbst gerne sehen möchte und das macht alle seine Filme so besonders.
In „Once Upon a Time … in Hollywood” gewährt er uns erneut einen Blick ins Western-Genre, diesmal aber auf eine andere Art und Weise. Wo wir bei „Django Unchained“ und „The Hateful Eight“ zwei knallharte Western bekommen haben, dreht er bei seinem neusten Film die Perspektive. Oft gewährt er uns einen Blick hinter die Kulissen, er zeigt uns, wie viel Druck auf Schauspieler*innen lastet. Parallel sehen wir Szenen, aus den Filmen und Serien, um die es in „Once Upon a Time … in Hollywood“ geht. An einem Zeitpunkt befinden wir uns am Set, kurz darauf befinden wir uns mitten in einem Saloon, bevor wir dann aber zu tief in der Handlung dieses Westerns versinken, vergisst eine der Figuren den Text und wir sind wieder in Tarantinos Film. Ganz besonders ist hier die Leistung von DiCaprio hervorzuheben. Dass Leonardo DiCaprio, als einer der besten Schauspieler aller Zeiten, in die Geschichte eingehen wird steht außer Frage, trotzdem schafft er es auch hier wieder über sich heraus zu wachsen. Zum einen spielt er den gebrochenen, unsicheren Schauspieler, auf der anderen Seite spielt alle Rollen von Rick Dalton, den Revolverheld, den Schurken, den „Nazi-Killer“. Tarantinos Filme beweisen immer wieder, dass ein guter Film eine Synergie aus Schauspiel, Regie und Drehbuch sind, zusätzlich schafft er es seine Schauspieler*innen zu Höchstleistungen zu treiben.
Den Kern des Films macht die Chemie zwischen Rick Dalton und Cliff Booth aus. Wir bekommen zwei völlig unterschiedliche Charaktere präsentiert. Der eine lebt in einem großen Haus in den Hollywood Hills, die Wände sind geschmückt von Filmplakaten und Preisen, er hat einen großen Pool und eine Bar, an der er sich jeden Abend einen (oder mehrere) Drinks gönnt. Der andere lebt mit seinem Hund in einem heruntergekommenen Wohnwagen, man sieht ebenfalls alte Plakate von vergangenen Stuntshows und Fotos von seiner Frau. Wo andere Filme uns ausgiebig erklären würden wer die Charaktere sind, reicht bei Tarantino ein kurzer Schwenk mit der Kamera durch die Lebenswelt der Figuren und wir wissen sofort mit wem wir es zu tun haben.
Cliff Booth und Rick Dalton sind zwei Figuren, die aus der Feder von Tarantino stammen, die meisten Figuren im Film sind allerdings reale Personen. So zum Bespiel Sharon Tate, deren Geschichte in einem weiteren Handlungsstrang beleuchtet wird. Sharon Tate war eine junge Schauspielerin, die im August 1969 hochschwanger von den Mitgliedern der Manson Sekte in ihrem eigenen Haus umgebracht wurde. Tarantino hat in seinem Film eine warmherzige Liebeserklärung an diese tragische Figur geschaffen. Margot Robbie verkörpert hier eine schöne, sanftmütige und gutherzige Frau, die dankbar darüber ist, in Hollywood Fuß gefasst zu haben. In allen Szenen schafft sie es uns als Zuschauer*innen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Da Tarantino mit dem Verlauf der Geschichte nicht einverstanden ist, macht er etwas ähnliches, wie er bereits in „Inglorious Basterds“ oder „Django Unchained“ gemacht hat, er schreibt seine eigene, bessere Version der Geschichte.
Leider muss man sagen, dass der Film nicht von seinem Marketing profitiert hat. Als die ersten Trailer zu dem Film veröffentlicht wurden, hat man schnell den Eindruck bekommen, dass die Handlung sich sehr stark um Charles Manson und seine Sekte dreht, allerdings spielen die eher eine untergeordnete Rolle. Es geht viel mehr um die Beziehung zwischen Rick Dalton und Cliff Booth und allgemein dem Spirit in Hollywood in den 1960ern.
Zusätzlich fühlt sich der Film nicht an wie ein typischer Tarantino Film, normalerweise bekommen wir sehr coole, aber auch überzeichnete Figuren, die sich Sprüche um die Ohren hauen und literweise Filmblut, dass über die Leinwand spritzt. „Once Upon a Time … in Hollywood“ ist ein ruhigerer Film, in dem sich Tarantino mit seiner eigenen Filmliebe auseinandersetzt. Wenn man das weiß und bei dem Film kein Blutbad á la „Kill Bill“ sehen wird, bekommt man einen wunderbaren Film, bei dem Tarantino beweist, dass er auch die leiseren Töne trifft.

Ich habe „Once Upon a Time … in Hollywood“ nun zum zweiten Mal gesehen und muss sagen, dass er dadurch gewachsen ist. Bei erstem Mal im Kino, hatte ich durch das Marketing eine völlig andere Erwartungshaltung an den Film und bin etwas ernüchtert aus dem Film gekommen. Nachdem ich nun wusste, worauf ich mich einlassen muss, hatte ich viel mehr Spaß mit dem Film. Ich vermute sehr, dass das dem Studiowechsel geschuldet war und Sony versucht hat, mit dem Marketing eine besonders breite Masse anzusprechen und nicht allein auf den Namen Quentin Tarantino vertraut hat. In meinen Augen hat Tarantino mal wieder einen großartigen Film geschaffen, den man wie alle seine Filme gesehen haben sollte.
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