Regie: Miranda July
Genre: Comedy, Krimi, Dama
Erscheinungsjahr: 2020
Die 26-jährige Old Dolio Dyne (Evan Rachel Wood), führt mit ihren Eltern Theresa (Debra Winger) und Robert (Richard Jenkins) ein Leben als Kleinkriminelle. Die drei versuchen sich mit Trickbetrug über Wasser zu halten und kein Teil des Systems zu werden. Der Film beginnt damit, dass Old Dolio Wertgegenstände aus einem Schließfach bei der Post stiehlt und diese dann bei den Besitzern abgibt, um Finderlohn zu kassieren. Mit solchen Tricks führen die drei mindestens seit der Geburt von Old Dolio ihr Leben. Nun sind sie aber an den Punkt geraten, an dem Ihnen das Geld ausgeht, sie sind drei Monate im Mietrückstand und müssen in kurzer Zeit $1500 auftreiben. Durch eines der vielen Gewinnspiele, an dem die drei regelmäßig teilnehmen gewinnt die Truppe eine Reise nach New York. Wenn Sie auf der Rückreise einen Koffer verschwinden lassen, und das Geld von der Airline erstattet bekommen, sollten Sie ihre Schulden erstmal loswerden.
Auf dem Rückflug sitzen die beiden Eltern neben Melanie Whitacre, einer sehr charmanten jungen Frau. Diesem Charme verfällt Robert und weiht Melanie in ihre Pläne ein. Melanie will sich an den Betrügereien beteiligen, merkt aber schnell, dass es nicht so glamourös ist, wie sie es aus Filmen kennt.
„Kajillionaire“ aus dem Jahr 2020 von Miranda July, ist ein Comedy Drama, dass sich auf sehr besondere Art und Weise, mit Themen wie Familie und Liebe auseinandersetzt. Die Familie, die im Zentrum der Handlung steht, macht den ganzen Tag nichts anderes, als neue Gaunereien zu planen, sodass das Zwischenmenschliche auf der Strecke bleibt. Old Dolio (die von ihren Eltern nach einem Obdachlosen benannt wurde) hat von Ihren Eltern nie Nähe oder Liebe erfahren, sie war weniger Tochter als Komplizin. Sobald sie versucht über ihre Gefühle zu sprechen, winken die Eltern das ab, oder ziehen es ins lächerliche. Diese Erziehung hat Spuren bei der jungen Frau hinterlassen, sobald jemand versucht sie zu berühren, zuckt sie verängstigt zusammen. Als dann Melanie in das Leben der Familie tritt ändert sich schlagartig alles. Beide Eltern sind sehr angetan von der jungen Frau und umgarnen sie, wodurch Old Dolio wahnsinnig eifersüchtig wird, dieses Gefühl aber nicht einordnen kann.
Der Film führt und sehr eindrucksvoll vor Augen, wie wichtig die Nähe zu anderen Menschen ist, und was es für einen Einfluss auf uns haben kann, wenn wir niemals Liebe spüren. Es hätte für den Film kein besseres Jahr geben können als 2020, in dem wir uns alle von unseren Liebsten abschotten mussten.
Dabei ist das Schauspiel von Evan Rachel Wood besonders beeindruckend. Spätestens seit „Westworld“ sollte man wissen, was sie für eine facettenreiche Schauspielerin ist. In „Kajillionaire“ nimmt sie aber eine völlig andere Rolle ein und ist kaum wiederzuerkennen. Sie spielt so unsicher und so überfordert, dass man Ihr glaubt, wirklich diesen tiefen Schmerz in sich zu tragen.
Darüber hinaus hat der Film auch seine lustigen Momente. Die Familie lebt in Los Angeles, wo es ja manchmal zu Erdbeben kommen kann. Jedes Mal, wenn sich die Erde auch nur ein bisschen bewegt, brechen die Drei in Panik aus und denken, dass Ihr letztes Stündchen geschlagen hat. Zusätzlich leben sie in einem alten Bürogebäude, an einer Seifenfabrik, wo sie jeden Tag dreimal den Seifenschaum von der Wand schöpfen müssen.
Wer mal einen etwas anderen Film, abseits bekannter Mainstream-Komödien, schauen möchte, ist bei „Kajillionaire“ richtig. Der Film bietet nicht nur lustige Momente, sondern hat auch ganz viel Herz und vermittelt uns die Botschaft, wie wichtig zwischenmenschliche Interaktionen sind. Wenn ihr die Chance habt den Film zu schauen, solltet Ihr das auf jeden Fall machen.
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