Willkommen bei Crispys Filmwelt. Ihr findet euch im Dschungel der Filme und Serien nicht mehr zurecht? Dann seid ihr hier genau richtig. Bei mir findet ihr unterschiedlichste Reviews zu Filmen und Serien.

The 800

Regie: Hu Guan

Genre: Action, Drama

Erscheinungsjahr: 2020

Das Jahr 1937: In Europa werden die Nationalsozialisten immer mächtiger und Adolf Hitler steht kurz davor in den Krieg zu ziehen, die ganze Welt ist unruhig. Auch in Asien ist die Lage angespannt, wir befinden uns mitten im zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. Die Japaner haben große Teile Chinas besetzt und die Chinesen setzen sich mit aller Kraft, gegen das scheinbar unbezwingbare japanische Militär, zur Wehr. Der Film „The 800“ wirft uns in die Schlacht um Shanghai, besser gesagt der Kampf um das Sihang-Lagerhaus. In diesem Lagerhaus befanden sich 800 Soldaten der 88. Division, die diese letzte Bastion, gegen eine Übermacht von 20.000 feindlichen Soldaten verteidigen sollten. Die Schlacht überdauerte fünf Tagen, in denen die Soldaten alles gaben, um Ihre Heimat zu verteidigen.

Bei dem Film „The 800“ handelt es sich, mit einem Einspielergebnis 450.064.993 $, um den zweiterfolgreichsten Film des Kinojahres 2020, knapp hinter dem Anime „Demon Slayer The Movie: Mugen Train“ (474.600.000$). Natürlich spielt dabei die Corona Pandemie eine große Rolle, durch die 2020 die großen Hollywood Blockbuster gefehlt haben. Trotzdem muss man sagen, dass sich „The 800“ inszenatorisch nicht hinter den großen Hollywood Produktionen verstecken muss. Der Film hat spektakuläre Bilder, bombastische Action und Szenen mit unglaublich vielen Statisten, was viele Hollywood Produktionen heutzutage vermissen lassen. Dabei gibt es nicht nur viele Statisten, die das Spektakel lebendig wirken lassen, sondern auch viele Rollen, aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir sehen, unter anderem die Bewohner von Shanghai, die am anderen Ufer des Flusses Suzhou ansehen, was im Lagerhaus passiert, oder ausländische Journalisten, die vom Krieg berichten. Im Fokus stehen die Soldaten im Lagerhaus, wovon einige besonders ins Rampenlicht gerückt werden. Leider konfrontiert der Film uns mit zu vielen verschiedenen Charakteren, die alle nur oberflächlich vorgestellt werden, wodurch man nur schwer Sympathien aufbauen kann. Teilweise wird so viel zwischen den Figuren hin- und her geschnitten, dass es schwerfällt, nachzuvollziehen, um welche Figur es gerade geht. Zusätzlich sollte man schon Kenntnisse über die Verhältnisse zwischen China und Japan, Anfang des 20. Jahrhunderts mitbringen, um den Film besser genießen zu können. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass der Film nicht in erster Linie für ein westliches Publikum gemacht wurde, sondern für den chinesischen Markt. Wenn man nicht mit der chinesischen Kultur vertraut ist, ist es entsprechend schwierig alle Hintergründe zu verstehen.

Was ein bisschen irritierend sein kann, ist der Nationalstolz als zentrales Thema des Films. Gerade als deutscher Zuschauer ist Krieg (glücklicherweise) immer negativ behaftet, wer heutzutage für Ehre und Vaterland in die Schlacht ziehen möchte, wird (auch glücklicherweise) eher misstrauisch betrachtet. Als westlicher Zuschauer haben wir durch etliche Filme gelernt, dass Krieg keine Helden hat, sondern nur Verlierer. Dieses Bild zieht sich bereits seit Ende des zweiten Weltkriegs durch die westliche Welt. Filme wie „Apokalypse Now“ zeigen und, dass es nicht erstrebenswert ist, für sein Land in die Schlacht zu ziehen, Kriege bringen nur Leid. „The 800“, zeigt uns zwar auch die Angst in den Augen der Soldaten und den Wunsch wieder zu Ihren Familien zurückzukehren, aber am Ende werden doch diejenigen als Helden gefeiert, die in die Schlacht ziehen. Das gipfelt im Laufe des Filmes darin, dass die Soldaten auf dem Dach der Lagerhalle, die chinesische Flagge hissen. Es wird vorher darüber diskutiert, ob das eine gute Entscheidung sei, da dadurch die Japaner provoziert, und erneut angreifen würden. Es wird sich für das Hissen der Flagge entschieden, wodurch etliche Soldaten Ihr Leben verlieren. Dies war scheinbar dazu gedacht, die Moral in der Bevölkerung zu stärken, es ist allerdings so pathetisch inszeniert, dass es beim Schauen sehr unangenehm ist.

Trotzdem zeigt uns der Film immer wieder, wie brutal es im Krieg zugeht. Man könnte erwarten, dass es zu vermeintlich ehrenhaften Kämpfen zwischen zwei Soldaten kommen könnte, sowas vermeidet der Film allerdings. Stattdessen wird uns vor Augen geführt, woher der Begriff „Schlacht“ kommt: die Soldaten auf beiden Seiten schlachten sich gegenseitig ab, wenn Sie aufeinandertreffen. Dabei wird sich nicht gescheut, die Kamera draufzuhalten, damit wir sehen, was die Soldaten der 88. Division durchmachen mussten.

Mein größter Kritikpunkt an dem Film ist, das aufdringliche Product-Placement von „Coca-Cola“. Eine der Außenwände des Lagerhauses ist eine riesige, rote Reklametafel. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Werbung in Filmen, sie sind sicherlich ein gutes Mittel, um einen Film zu finanzieren und die Welt kann durch reale Produkte echter wirken, als wenn wir einen Fernseher von „Sorny“, oder einen Computer von „Pear“ sehen. Die Werbung sollte sich dann allerdings subtil in den Film integrieren. Bei einem Kriegsdrama zerstört es die Emersion, wenn die Kamera alle 10 Minuten über Cola Werbung schwenkt. Von dem „GoodYear“ Zeppelin fange ich gar nicht erst an.

Auch wenn ich einige Kritikpunkte an „The 800“ habe, hatte ich doch meinen Spaß mit dem Film. Die Action ist wirklich dreckig und wesentlich brutaler als ich erwartet habe. Dass ich die historischen Hintergründe des Films nicht kannte, sollte nicht das Problem des Films sein, sondern eher meins. Wer mal Bock auf einen etwas anderen Kriegsfilm hat, ist mit „The 800“ sicherlich gut aufgehoben, wem das ganze zu patriotisch ist, ist sicher besser aufgehoben, wenn man nochmal „Apokalypse Now“ oder „Schindlers Liste“ schaut.

[Bild- und Videorechte liegen bei Koch Media]

Bewertung: 6 von 10.

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