Regie: Julia Holter
Genre: Drama
Erscheinungsjahr: 2020
Autumn (Sidney Flanigan) ist 17 Jahre alt und lebt mit Ihrer Mutter, ihren Geschwistern und Ihrem Stiefvater in einer Kleinstadt in Pennsylvania. Sie ist eine ruhige und introvertierte junge Frau. Ihre Freizeit verbringt sie entweder an der Gitarre, oder jobbt, wie ihre drei Jahre ältere Cousine Skylar (Talia Ryder) in einem Supermarkt. Sie lebt ein nach außen ein normales Teenagerinnen leben, bis eines Tages ihre Regelblutungen aufhören und Sie immer mehr mit Übelkeit zu kämpfen hat. Die junge Frau beschließt zur Frauenärztin zu gehen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Dort bestätigt sich ihre Befürchtung, Autumn ist schwanger. Sie ist allerdings noch nicht bereit dazu Mutter zu werden, und beschließt Ihre Schwangerschaft vorzeitig abzubrechen. Wie schafft Sie das, ohne dass Ihre Mutter und Ihr Stiefvater etwas davon mitbekommen? Autumn und Skylar schnappen sich etwas Geld aus dem Supermarkt und fahren nach New York, um dort unbemerkt eine Abtreibung durchführen zu lassen.
Der Film „Niemals Selten Manchmal Immer“ von Regisseurin Eliza Hittman ist ein subtiler Blick in die zerbrechliche Seele einer jungen Frau. Autumn Gerät in eine Situation, mit der Sie völlig überfordert ist, aus Angst vor den Reaktionen ihrer Umwelt, will Sie diese allein lösen und kommt dabei an Ihre Grenzen. Hittman schafft es dabei, eine sehr komplexe Geschichte zu erzählen, ohne dabei zu viele Dinge erklären zu müssen. Insgesamt kommt der Film mit sehr wenig Dialogen aus, ein großer Teil der Handlung spielt sich in der Mimik von Sidney Flanigan ab. Eine unglaubliche Leistung, wie die junge Schauspielerin einem ohne viele Worte regelmäßig die Luft abschnürt.
Das große Thema des Films ist die weibliche Selbstbestimmung. Es werden viele vermeintliche Tabuthemen angesprochen, die gesellschaftlich wesentlich akzeptierter sein sollten, dabei geht es um Dinge wie Menstruation und besonders um die Abtreibung eines ungewollten Kindes und die Angst davon gesellschaftlich geächtet zu werden. Autumn muss sich im Laufe ihres Leidensweges beispielsweise mit einer Frauenärtzin rumschlagen, die Ihr ein schlechtes Gewissen machen will, weil sie mit der Abtreibung Ihr ungeborenes Kind töten würde.
Zudem setzt sich der Film zu einem großen Teil mit dem Sexismus auseinander, den insbesondere junge Frauen täglich aushalten müssen. Wenn der Leiter des Supermarktes Autumn und Skylar, wie selbstverständlich die Hand küsst, jedes Mal nachdem Sie die Tageseinnahmen gezählt haben bekommt man das Gefühl, dass die jungen Frauen einfach aufgegeben haben und in ihren Augen Männer einfach so sind. Der Film bietet etliche unangenehme Momente, in denen Männer Grenzen übertreten und man die Verzweiflung und Hilflosigkeit in den Augen der jungen Frauen sieht, oder es einfach mit einem Schulterzucken hingenommen wird.

Eine weitere Besonderheit des Films ist, dass die Kamera den ganzen Film über sehr nah an Autumn ist. Wir sehen dadurch wie oben erwähnt, die feinen Nuancen in der Mimik der Schauspielerin, zusätzlich können wir so noch tiefer in die Handlung abtauchen und mit der Hauptfigur mitleiden.
Seinen beindruckend emotionalen Höhepunkt hat der Film, dann wenn uns als Zuschauer*innen klar wird, was es mit dem Filmtitel auf sich hat. Um das rauszufinden solltet ihr den Film aber selbst sehen.
„Niemals Selten Manchmal Immer“ ist kein Wohlfühl-Film, trotzdem möchte ich aber eine ganz klare Empfehlung aussprechen. Mir war zwar klar, dass Frauen es allgemein leider schwerer haben als Männer, allerdings war mir nicht klar, wie schlimm es sein kann. Mich hat der Film sehr zum Denken angeregt und einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen. Vermutlich wird der Film mich noch länger begleiten.
[Die Rechte zu Bildern und Trailer liegen bei Universal Pictures]
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