Regie: Neil Burger
Genre: Science Fiction, Drama
Erscheinungsjahr: 2021
Wir befinden uns im Jahr 2063. Nachdem die Bevölkerung der Erde Jahrelang über die eigenen Verhältnisse gelebt hat, ist der Planet nicht mehr bewohnbar. Forscher haben glücklicherweise bereits einen neuen erdähnlichen Planeten gefunden. Der Haken bei dabei: Eine Reise zur neuen Heimat der Menschheit würde über 86 Jahre dauern.
Schnell ist klar, dass nicht die ganze Menschheit umgesiedelt werden kann, stattdessen werden neue Menschen geklont, die den Planeten besiedeln sollen. Es wird die DNA der besten Vertreter der Menschheit, die die Erde zu bieten hat, kombiniert. Es entsteht eine Gruppe von 30 Klonen, die auf dem Schiff aufwachsen sollen, um dort Kinder zu Zeugen. Die Enkel der ursprünglichen Klone sollen den neuen Planeten besiedeln. Zehn Jahre nach dem Start des Raumschiffes, sind die Kinder zu Jugendlichen herangereift. Ihr Alltag besteht aus der Arbeit auf dem Schiff und den täglichen Kontrollen der körperlichen und mentalen Gesundheit. Bei einer Routinekontrolle der Pflanzen, die auf dem Schiff angebaut werden, entdeckt Christopher (Tye Sheridan), ein der Jugendlichen, einen ungewöhnlich hohen Toxin Wert im Wasser, dem Wasser das aus dem Urin der Passagiere aufbereitet wird. Christopher wird neugierig und entdeckt, dass die Jugendlichen unter Drogen gesetzt werden. Sie sollen Ihre Triebe nicht ausleben, um die Mission nicht zu gefährden. Als die Jugendlichen rausfinden, womit sie gefügig gemacht werden, setzten Sie die Drogen ab und Kommandant Richard (Colin Farrell) verliert die Kontrolle über die Crew.
Der Film „Voyagers“ von Regisseur Neil Burger („Ohne Limit“, „Die Bestimmung – Divergent“) ist im Prinzip „Herr der Fliegen“ im All. Eine Gruppe von Jugendlichen steht nicht mehr unter Einfluss von Erwachsenen, es entsteht eine neue Gesellschaft und es kommt dadurch zu Konflikten, so wie man das auch schon in vielen anderen Versionen gesehen hat („Lost“, „Maze Runner“, „The Simpsons – Der blöde UNO-Club“).Der Film hätte viele interessante Fragen aufmachen können: Wie geht es einer Gruppe Menschen mit dem Wissen, dass das Überleben der ganzen Spezies von Ihnen abhängt? Haben die Jugendlichen vielleicht komplett neue Ideen für Gesellschaftsformen? Der Film hätte spannende Analogien zu unserer Gesellschaft eröffnen können und diese aus einer frischen Perspektive betrachten. Leider macht dieser Film nichts davon.
Stattdessen bekommt man hier einen plumpen Science-Fiction Thriller, der so langweilig und vorhersehbar ist, dass es schon fast wütend macht.
Zu Beginn des Films wird uns Zuschauer*innen vermittelt, dass sich auch dem Schiff das Beste befindet, was die Menschheit zu bieten hat. Die Kinder werden die ersten Jahre Ihres Lebens noch auf der Erde großgezogen, um Sie mit den nötigen Skills zu versehen die Sie benötigen. In einer der ersten Szenen werden Kinder gezeigt, die beispielsweise im logischen Denken trainiert werden. Richard, der Lehrer der Kinder, schlägt vor, dass er mit den Kindern mitreisen könnte, da so die Mission schon früher starten kann. Die Mission beginnt und das Schiff ist glücklicherweise schon voll funktionsfähig, obwohl die Mission erst Jahre später Starten sollte. Darüber könnte man noch hinwegsehen, wenn sich Burger nicht etlicher solcher „glücklicher Zufälle“ erlauben würde, um die Handlung voranzutreiben. So schafft es Christopher sich in den Bordcomputer zu hacken und herauszufinden, womit die Jugendlichen gefügig gemacht werden, davor und danach ist es nie wieder ein Thema, dass er diese Hacking-Skills hat. Später, als die Gewalt unter den Jugendlichen eskaliert, wird zufällig ein geheimer Raum mit Waffen gefunden, von dem vorher nie die Rede war.
Neben Christopher, dem Helden des Films, wird sehr schnell ein Antagonist etabliert. Zac (Fionn Whitehead) verliert durch das absetzten der Droge seine Impulskontrolle und wird den weiblichen Crewmitgliedern gegenüber übergriffig und insgesamt gewalttätig. Zac möchte die Kontrolle über das Schiff, die Besatzung stimmt allerdings für Christopher ab. Der Gegenspieler fängt an Lügen zu verbreiten und gegen den demokratisch gewählten Anführer zu putschen. Mit viel Wohlwollen könnte man sagen, dass hier eine Metapher auf die Trump-Regierung der letzten Jahre aufgemacht werden soll, wenn das nicht so furchtbar plump wäre. So verhalten sich also die scheinbar besten und klügsten Mitglieder der Spezies Mensch? Sie laufen einen gewalttätigen, frauenfeindlichen Macho hinterher, der offensichtlich nur seine eigenen Interessen im Blick hat. Die fragwürdige Moral der Geschichte ist dann: Wenn du einen brutalen Herrscher loswerden willst, bring ihn um.
Abgesehen von den vielen dummen Entscheidungen, die die Figuren treffen, traut der Regisseur seinen Zuschauer*innen nichts zu. Jede Entscheidung, die getroffen wird, wird uns ausgiebig erklärt. Wo andere Filme mit subtilen Elementen glänzen und die Fans überraschen wollen, lässt sich der Film bis zum Ende voraussehen und bietet uns keinen Mehrwert.
Wenn man „Voyagers“ nicht gesehen hat, hat man wirklich nichts verpasst. Der Film ist schlecht geschrieben, die Figuren sind nicht nachvollziehbar und er macht einfach keinen Spaß. Ich finde es sehr schade, da ich mit „Ohne Limit“ von Neil Burger damals viel Spaß hatte. Wer einen spannenden Sci-Fi Film sehen will sollte vielleicht statt „Voyagers“ eher auf „Moon“ von Duncan Jones zurückgreifen.
[Bild- und Viideorechte liegen bei Amazon Prime Video]
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