Regie: Shaka King
Genre: Biografie, Drama, Geschichte
Erscheinungsjahr: 2021
1968 in Chicago. William O’Neil (Lakeith Stanfield) ist Autodieb. Mit einer gefälschten Polizeimarke und einem Trenchcoat überzeugt er andere davon ihn in ihres Autos zu lassen und fährt dann damit davon. Als er selbst von der Polizei gefasst wird, drohen ihm fünf Jahre Haft. FBI-Agent Roy Mitchell (Jesse Plemons) bietet ihm allerdings einen Ausweg aus der Situation an. Er soll die Black Panther Party infiltrieren, sich mit Fred Hampton (Daniel Kaluuya), dem Kopf der Organistion, anfreunden und das FBI mit Informationen versorgen. Er stimmt zu und arbeitet sich bei den Black Panthers schnell hoch. Allerdings bemerkt er, dass er selbst auch eine Bindung zu der Organisation und deren Mitgliedern aufbaut. Er befindet sich im Zwiespalt, hat aber keine Möglichkeit der Situation zu entkommen.
„Judas and The Black Messiah“ ist der erste Spielfilm des Regisseurs Shaka King, der in der Vergangenheit nur Kurzfilme oder Fernsehserien inszeniert hat. Als Produzent war unter anderem Ryan Coogler tätig, der sich vor allem einen Namen durch „Creed“ oder Marvels „Black Panther“ gemacht hat.
Der Film beleuchtet wahre historische Ereignisse und setzt sich mit der Black Panther Party auseinander. Diese Organisation hat sich vor allem in den 1960er Jahren für die Gleichberechtigung der People of Colour in den USA eingesetzt. Damals waren die Willkür und Gewalt der Polizei ein riesiges Problem und als Reaktion wurden den Black Panther gegründet. Sie wollten ein besseres Leben und höheres Ansehen in der weißen Bevölkerung, waren aber auch dazu bereit mit Gewalt gegen die Polizei und Rassisten vorzugehen. Im ersten Moment entsteht im Film der Eindruck, dass ein Loblied auf die Black Panther und auf Fred Hampton entstehen sollte, je länger der Film voranschreitet, desto kritischer wird die Organisation beleuchtet. Der Film zeigt uns, dass es nicht „die Guten“ oder „die Bösen“ gibt, sondern setzt sich mit menschlicher Schwäche auseinander. William ist eine Person, die nur überleben möchte und ist deshalb bereit, mit dem FBI zusammenzuarbeiten, er wird aber nicht als Schurke etabliert, sondern als ein Mensch, der an seinen Entscheidungen zweifelt und niemandem etwas Böses möchte. Ebenso verfolgt Fred Hampton noble Ziele, durch seine Reden radikalisiert er aber andere, die gewalttätig werden. Dem jungen Hampton fehlt die Fähigkeit, sich dies einzugestehen.
Der Film hat mit seinen Hauptdarstellern einige der stärksten Schauspieler, die Hollywood aktuell zu bieten hat, die aber nur wenige auf dem Radar haben. Zum einen wäre da Daniel Kaluuya, der in „Get Out“ bewiesen hat, was er für komplexe Rollen verkörpern kann. Lakeith Stanfield aus „Sorry to bother you“, aber auch Jesse Plemons, der seit Jahren in diversen Rollen sein Können unter Beweis stellt.
Man merkt dem Film an, dass er vorrangig für ein amerikanisches Publikum gemacht wurde. Als Europäer hat man weniger Berührungspunkte mit Figuren wie Fred Hampton und der Black Panther Party, so hätten dem Film einige weitere Erklärungen gutgetan. Außerdem wird nicht klar, was die Organisation genau möchte. Viele Informationen muss man sich selbst zusammensuchen. Der Film setzt voraus, dass man sich schon mit den Black Panthers auskennt. Natürlich ist das mit etwas Eigenrecherche getan, trotzdem sollte ein Film wie dieser eher Wissen und Perspektiven vermitteln, als diese vorauszusetzen.

Der Film kommt zu einem sehr passenden Zeitpunkt. Eines der Kernthemen ist die Polizeigewalt Gegenüber People of Colour (PoC). Die Polizei war bereits 1968 gewalttätig und ist es leider immer noch, wie man im letzten Jahr besonders deutlich an dem Mord an George Floyd gesehen hat. Man erkennt über die gesamte Laufzeit des Films, wie sich die Regierung über die schwarze Bevölkerung stellt, vielleicht auch nicht immer bewusst. William O’Neil wird im Prinzip vom FBI versklavt und kann sich seine Freiheit erarbeiten. Agent Mitchell erweckt dabei nicht den Eindruck ein Rassist zu sein, er wurde durch sein Umfeld so sehr geprägt, dass auch er sich unbewusst über die PoC stellt. Mit diesen subtilen Tönen zeigt uns Shaka King, dass niemand als böser Mensch geboren wird und Rassismus ein gesellschaftliches Problem ist.
Bei „Judas and The Black Messiah” handelt es sich um ein spannendes Geschichts-Drama. Wir sehen eine Organisation, die von allen Seiten beleuchtet wird. Der Film vermittelt, dass die Black Panther gute Ziele haben, aber diese mit fragwürdigen Methoden durchsetzen wollen. Leider ist der Film aktueller denn je, da es immer noch Polizeigewalt gegen PoC gibt, auch über 50 Jahre später. Auch wenn der Film ein paar Schwächen hat, lohnt er sich auf jeden Fall.
[Bild- und Videorechte liegen bei Warner Bros. Pictures]
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