Regie: David Michôd
Genre: Drama, Biografie
Erscheinungsjahr: 2019
Wir befinden uns im England des frühen 15 Jahrhunderts. König Henry IV (Ben Mendelsohn) ist an der Macht und hat England in mehrere Kriege geführt. Aufgrund der Gräueltaten, hat sich Henry V (Timothée Chalamet), der von allen Hal genannt wird, von seinem Vater abgewandt und verbringt seine Tage mit Alkohol und Frauen. Begleitet wird er dabei von dem ehemaligen Soldaten John Falstaff (Joel Edgerton), der ihm den Rücken freihält. Nun wird Hal an den Hof seines Vaters gerufen, da Henry IV schwer krank ist und bald sterben wird. Sein Vater eröffnet ihm, dass nicht er der Thronfolger sein wird, sondern sein jüngerer Bruder Thomas. Hal ist einverstanden und verbirgt seine Tage wieder wie gewohnt. Kurze Zeit später wird er wieder an den Hof gerufen, sein Bruder sei auf dem Schlachtfeld gestorben und er müsse nun doch der neue König von England werden. Frustriert von der Entwicklung, wird tritt Hal die Thronfolge an und will die Fehler, die sein Vater begangen hat, korrigieren. Schnell muss er feststellen, dass es nicht so einfach ist der Herrscher eines Landes zu sein und zu wissen, wem er vertrauen kann. So kommt es, dass er nach einem geplanten Anschlag eines französischen Attentäters, gegen den Dauphin (Robert Pattinson) und seine Armee, in den Krieg zieht.
Der Film „The King“ mischt wahre historische Ereignisse, mit den Theaterstücken „Henry IV“ und „Henry V“ von William Shakespeare. Regie geführt hat David Michôd, der auch das Drehbuch, gemeinsam mit Joel Edgerton, geschrieben hat. Das Resultat ist ein Stimmungsvolles Historiendrama, dass uns die Schrecken des Krieges vor Augen führt.
Bei „The King“ handelt es sich um einen sehr gradlinigen Film, von dem man genau das bekommt, was man erwartet. Zwar gibt es am Ende des Films eine Wendung, die man nicht kommen sieht, ansonsten gibt es aber wenig Überraschugen. Wir sehen einen jungen Mann, der widerwillig die Rolle des Königs übernehmen muss und dann in den Krieg zieht, das wars. Mehr braucht der Film aber auch gar nicht, alles ist so stimmig in Szene gesetzt, dass der Film, trotz der einfachen Handlung, eine unglaubliche Sogwirkung erzeugt und man über die komplette Laufzeit gebannt dasitzt.
Eines der eindrucksvollsten Elemente des Films, sind die Kämpfe. Man bekommt hier keine eleganten Schwertkämpfen, in denen die Protagonisten akrobatische Kunststücke präsentieren. Stattdessen sehen wir authentische, mittelalterliche Kämpfe, in denen es einfach ums Überleben geht. Wenn wir zwei Soldaten in schwerer Rüstung sehen, geht es nicht um Ehre, sondern nur darum, den anderen so schnell wie möglich zu töten. Besonders beeindruckend ist die große Schlacht, die am Ende des Films stattfindet. Etliche Soldaten kriechen hier durch den Schlamm und versuchen einfach irgendwie zu überleben. Es entsteht eine sehr bedrückende Stimmung und man bekommt vor Auge geführt, woher das Wort Schlacht, seine Bedeutung her hat.
Es ist erstaunlich, dass so wenige über „The King“ sprechen, gerade wenn man sich die Besetzung des Films ansieht. Man hat Ben Menelsohn als König Henry IV, Joel Edgerton als Sir Falstaff, aber auf die sehr talentierten Kontrahenten Timothée Chalamet und Robert Pattinson. Wer Robert Pattinson immer noch auf seine Rolle in Twilight reduziert, ist einfach ignorant. Der junge Schauspieler hat sich mittlerweile zu einem der größten Talente entwickelt, die man im Kino sehen kann. Wer immer noch nicht überzeugt ist, sollte man einen Blick auf „Good Time“ oder „Tenet“ werfen (und vermutlich auch auf „The Lighthouse“, den habe ich aber selbst noch nicht gesehen). Pattinson beweist schon seit Jahren, dass er jede Rolle spielen kann. Vermutlich wird er es der breiten Masse in „The Batman“ beweisen können.
Das größte Highlight im Film ist allerdings Timothée Chalamet. Wer noch nichts von diesem Schauspieler gehört hat, sollte sich den Namen auf jeden Fall merken, wahrscheinlich wird man in den nächsten Jahren noch viel von ihm sehen. Chalamet hat in den letzten Jahren, vor allem durch „Call me by your name“, Bekanntheit erlangt, wo er auch für den Oscar, als bester Hauptdarsteller, nominiert war. In diesem Jahr ist er beispielsweise noch in dem neuen Film von Wes Anderson, „The French Dispatch“ und in dem von vielen sehnsüchtig erwarteten Sci-Fi-Epos „Dune“, zu sehen. In „The King“ spielt er einen überforderten jungen Mann, der in eine Rolle gedrückt wird, die er nicht möchte. Er verurteilt seinen Vater für seine Taten, muss aber sehr schnell feststellen, dass es manchmal keine andere Option gibt. So sehr er es versucht besser zu machen, gelingt es ihm nicht. Chalamet spielt König Henry V voller Feingefühl, er zeigt uns nicht nur die Oberfläche des Königs, sondern lässt uns mit feinen Nuancen seiner Mimik und Gestik an seinem Seelenleben teilhaben. Viele Schauspieler schaffen es erst nach Jahrzehnten des Trainings, solche Meisterleistungen abzuliefern, Chalamet bereits in einem Alter von 24 Jahren (stand 2019).
„The King“ ist ein sehr ruhiger und langsamer Film, so wie die Soldaten in ihrer Rüstung. Wenn man sich allerdings darauf einlässt, bekommt man einen atmosphärisches Mittelalter Drama, mit sehr talentierten Schauspielern und bedrückender Action. Von mir eine klare Empfehlung.
[Bild- und Videorechte liegen bei Netflix]
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