Regie: Govinda Van Maele
Genre: Drama, Mystery
Erscheinungsjahr: 2017
Jens Fauser (Frederick Lau) ist auf der Flucht vor dem Gesetz. Gemeinsam mit zwei Komplizen hat er ein Kölner Casino ausgeraubt. Um die Spuren zu verwischen, fliehen die drei Gauner an unterschiedliche Orte, um sich später wieder zutreffen. Deswegen flieht Jens mit der Beute nach Luxemburg, in den kleinen Ort Schandelsmillen. Als Tarnung will er Arbeit als Erntehelfer finden, um dann nach ein paar Monaten den Ort wieder zu verlassen. An seinem ersten Abend im Ort landet Jens auf einem Volksfest, wo in traditionellen Trachten getanzt wird, Jens sticht mit seinen heruntergekommenen Klamotten aus der Masse hervor und fällt so auch Lucy (Vicky Krieps) auf, die ihn an dem Abend mit nachhause nimmt. Jens findet in den nächsten Tage Arbeit und gliedert sich langsam in die Gemeinde ein und schließt Freundschaften. Irgendetwas scheint aber nicht zu stimmen in Schandelsmillen, er beobachtet wie Lucy nachts ein verlassenes Haus betritt und findet in dem Wohnwagen, in dem er schlafen darf, mehrere Nacktfotos auf denen scheinbar die Frauen des Ortes zu sehen sind. Was geht in dem Ort vor sich?
„Gutland“ ist ein surrealer Thriller, mit Elementen des Film Noir, vom luxemburgischen Regisseur Govinda an Meale. Der Film hatte seine Uraufführung beim Toronto International Film Festival 2017.
Im Film begleiten wir einen Kriminellen, der eine Transformation zu einem Mitglied einer Dorfgemeinschaft durchmacht. Erst will er nur arbeiten und in Ruhe gelassen werden, im Verlauf des Films taucht er aber immer mehr in die Gemeinschaft ab. Zuerst lernt er Lucy kennen, was erst nach einer einmaligen Sache aussieht, entwickelt sich zu einer festen Beziehung. Die beiden renovieren das verlassene Haus und ziehen Dort ein. So weit, so gewöhnlich. Es ist allerdings sehr überraschend, dass die Bewohner des Ortes ihn so wohlwollend aufnehmen und ihn sogar decken, als die Polizei in den Ort kommt und fragt, ob vor kurzem auffällige Deutsche durch den Ort gekommen seien. Scheinbar hat auch die Dorfgemeinde etwas zu verbergen und Jens kommt gerade zur rechten Zeit. Wir beobachten, wie der Mann sich optisch, immer mehr zu einem durchschnittlichen Burger entwickelt. Er rasiert sich den Bart ab, er ändert seine Kleidung und ist am Ende kaum wiederzuerkennen.
Der Film gibt uns dabei keine konkreten Antworten, die uns die Geheimnisse erklären sollen, sondern wir müssen selbst interpretieren. Wir haben dabei denselben Wissensstand wie Jens. Jens versucht herauszufinden, was mit dem Bewohner des verlassenen Hauses passiert ist und realisiert schnell, dass die Nacktfotos, die er in seinem Wohnwagen findet, alle in dem Haus entstanden sind. Durch das Rätseln über den Film entsteht eine unglaubliche Spannung. Bis man am Ende begreift, was die Dorfbewohner gemacht haben und warum Jens plötzlich Georges genannt wird.

Der Film hat dabei ein sehr ruhiges Erzähltempo. In der ersten halben Stunde wird erstmal das Dorf etabliert, bis es dann später zu den ersten spannenden Momenten kommt. Häufig werden bei „Gutland“ lange Landschaftsaufnahmen gezeigt, die durch disharmonische Töne im Hintergrund gebrochen werden. Wir sollen die Fassade, des vermeintlich friedlichen Dorfes sehen, aber gleichzeitig spüren, dass etwas finsteres im Hintergrund lauert. Ab und zu hätte es dem Film gutgetan, wenn die Erzählgeschwindigkeit höher wäre. Der Film hat zwar ein sehr befriedigendes Ende, aber der Weg dahin ist sehr behäbig und teilweise anstrengend.
Eine Stärke des Films sind die Hauptdarsteller*innen, im Zentrum natürlich Frederick Lau und Vicky Krieps. Dass Lau einer der besten deutschen Schauspieler ist, beweist er ja immer wieder, neben den vielen Komödien, die wahrscheinlich gutes Geld bringen, spielt er auch in kleineren Produktionen wie „Victoria“ oder „Der Hauptmann“ wichtige Rollen und beweist uns sein können. Vicky Krieps ist für viele wahrscheinlich ein unbekannterer Name, allerdings hat die Schauspielerin schon internationale Erfolge, mit Filmen wie „Der seidene Faden“, von Paul Thomas Anderson, feiern können. Zusammen verkörpern die beiden ein sehr ungewöhnliches paar, und besonders Vicky Krieps brilliert, mit ihrer Verkörperung einer gleichzeitig liebenswerten, aber auch unheimlichen Figur.
„Gutland“ ist kein einfacher Film, den man mal nebenbei gucken kann. Der Film erfordert die volle Aufmerksamkeit, belohnt einen aber mit einer sehr interessanten Auflösung. Auch wenn der Film sehr langsam erzählt wird, schaut ihn euch an, es lohnt sich.
[Bild- und Videorechte liegen bei epd Film]
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